Die Geschichte unserer Freiwilligen Feuerwehr

150 Jahre besteht in Hadamar der Feuerschutz durch Männer der Freiwilligen Feuerwehr.

Für viele Leute heute erfreulich aber oft schon zu selbstverständlich. Wenn es brennt oder sonstige Notsituationen vorliegen, ruft man eben die Feuerwehr. Das Wort „Feuerwehr“ jedoch steht, leider allzu oft vergessen, auch für Menschen. Für Menschen die ohne einen Pfennig Geld zu erhalten bereit sind anderen zu helfen. Ob Sommer oder Winter, am Tag oder in der Nacht. Gerade in der heutigen Zeit wo wirtschaftliche Sorgen und Nöte zusätzlich dazu beigetragen haben dass der Mensch immer mehr auf sich selbst statt auf den Mitbürger fixiert ist, ist die Arbeit der ehrenamtlichen Hilfskräfte wichtiger denn je. Um die Bedeutung dieser Tatsache erfassen zu können bedarf es einiges an Wissen. Um das Gegenwärtige zu verstehen, kommt man an dem Vergangenen nicht vorbei, deshalb hier ein geschichtlicher Rückblick.

Wird die Feuerwehr heute zum Einsatz gerufen fällt das vielleicht nur dem Bürger auf, der in der unmittelbaren Nachbarschaft der Feuerwache wohnt. Das war früher anders, denn da ertönte noch die Sirene die weithin schallend die Feuerwehrleute der Stadt alarmierte und dabei nicht nur sie sondern auch die Bürger aus dem Schlaf riss. Würde man heute noch auf diese Art alarmieren würden wir es sicher schnell mit einer Bürgerinitiative „Beseitigt die Sirene!“ zu tun bekommen.

In Minutenschnelle sind die Verantwortlichen heute ohne viel Aufsehen zu erregen an der Brand- oder Unfallstelle, meist das Feuer schnell lokalisiert und gelöscht, die eingeklemmte Person durch Spezialgerät schnell befreit. Warum funktioniert das so schnell? War das immer so? Wie ist das so geworden?

Keine leichten Antworten; denn da kamen natürlich viele Entwicklungen zusammen, die immer bessere und schnellere Hilfe möglich machten.

In früheren Jahrhunderten waren die großen Brände in den Siedlungen viel leichter möglich und viel katastrophaler. Die Hauptbauart der Häuser war das Fachwerk aus Holz und Stroh vermischtem Lehm und als Dachabdeckung wurden fast ausschließlich Stroh und Schilf verwendet. In Hadamar kämpfte die Baupolizei noch vor 125 Jahren gegen die Strohdächer in unserer Stadt; waren auch die Wohnhäuser 19. Jahrhundert meist in Steindächer umgedeckt worden, die Wirtschaftsgebäude trugen Immer noch Strohdächer. In manchen Dörfern unserer Umgebung sind die letzten Strohdächer erst nach dem I. Weltkrieg verschwunden. In Norddeutschland deckt man jetzt noch Neubauten mit dicken Schilfdächern, die dauerhafter und wärmer sind.

Die Bebauung innerhalb der Stadtmauern oder Dorfgehegen war eng, und wenn nu durch unvorsichtiges Hantieren an meist offenen Feuerstellen, durch Feuertragen von Haus zu Haus im Topf oder als Fackel oder durch Blitzschlag ein Hausbrand entstand, dann genügte ein kleiner Funkenflug zu einem Großbrand. Am 14. März wird durch Brandstiftung ganz Hadamar mit dem Schloß vernichtet; Verschont bleiben hinter dem Limburger Tor (= Hammelburg) nur drei Häuser der Bürger Joachim Homberger, Valentin Schutz und Hans Schneider; auch die Häuser der Kirchgasse, außerhalb der Stadtmauer gelegen, blieben erhalten. Die Brandstifter erwischt man. Es waren zwei „Welsche“ (Ausländer), die auf einer Anhöhe nahe bei Faulbach saßen und mit Händeklatschen über ihr Schadenfeuer frohlockten.

Das sahen ein Bauer und sein Knecht, die vorbeiritten und die Worte, aus denen die Böse Tat hervorging, mit anhörten. Sie fesselten die beiden mit ihren Pferde Zügeln und brachten sie zum zuständigen Gericht nach Diez. Sie bekannten ihre Missetat und wurden zur vergeltenden Strafe auf dem Reckenforst (Gemarkung Dietkirchen), der Richtstätte des gräflichen Gerichts, auf dem Scheiterhaufen verbrannt (Emmels, Limburger Chronik u. Mechtel). Drei Wochen später ist Elz ebenfalls bis auf zwei Häuser abgebrannt. Im gleichen Sommer traf Bingen dasselbe Schicksal und vier Jahre vorher Villmar. Manche Siedlungen erlitten dieses Geschick öfters. Welche Not! Es gab ja keine Feuerversicherungen oder ähnliche Hilfen. Der Landesherr erließ manche Abgaben; im Übrigen mussten die Geschädigten sich selbst helfen. Oft reichten die vorhandenen Mittel dazu nicht aus. Ein, zwei Jahre lang zogen dann Abgeordnete aus der Siedlung sonntags in andere Gemeinden und erbaten Spenden von hilfsbereiten Menschen. Als vom 3. Juni auf den 4. Juni 1765 der Nachtwächter in Dorndorf vom Türmchen der Dorfkapelle Sturm lautete, versuchten über 200 Menschen Herr über die Feuersbrunst zu werden. Anderthalbtage lang bekämpften sie das vom heftigen Wind und großem Wassermangel begünstigte Feuer. 23 Häuser, 15 Scheuern und 27 Ställe, ein großer Teil des Dorfes, wurden zerstört, und viel Vieh ist in den Flammen umgekommen. Das Salzer Kirchspiel, die Regierung helfen über die erste Not mit Nahrungsmittel hinweg.

Aber Häuser wieder aufbauen, Einrichtung schaffen, Scheuer und Ställe errichten kostet
viel Geld. Die dem Dorf genehmigte Sammlung im Fürstentum Nassau-Hadamar brachte noch nicht den sprichwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein. An Geldwert waren knapp 50 Gulden eingegangen, der Schaden betrug über 4000 Gulden. Die Landesregierung genehmigte daher im Einvernehmen mit den Nachbarländern eine größere Kollekte. Es mussten aber zwei nicht geschädigte Kollektanten genannt werden, die in der Lage waren, die geforderte Kaution zu stellen. Es waren das der 50jährige Philip Zaun und der 65jährige Johann Martin Stahl (Sohn des früheren Bürgermeisters Georg Stahl und Vorfahre des Verfassers dieser Schrift). Sie bekamen nun das Kollektenpatent welches die Sammlungserlaubnis in Kurtrier, im Hachenburgischen, Weilburgischen, Westerburgischen und Runkelischen darstellte. Die Sammler zogen nun vier Jahre lang, vor allem sonntags, in Dörfer und Städte und stellten sich mit ihren Tellern vor den Kirchen auf; Schüsselkollekte nannte man daher dieses Verfahren, und alle diese Sammlungen hatten viel Erfolg. (STAWi. 172/644).

200 Jahre ist das erst her und das Beispiel zeigt, wie hilflos man diesen Katastrophen ausgeliefert war. Kein Wunder, dass der Hausherr auf den Fachwerkbalken das Stoßgebet schnitzte:

Dieser Bau stehet in Gottes Hand
Er bewahr es vor Feuer und Brand.

(Niederhadamarer Rathaus u. a.)

Welche Mittel standen denn als Feuerschutz zur Verfügung? Es war von alters her Vorschrift, dass jeder Hausherr ständig einen Wasservorrat in einer Bütte halten musste. Jeder Bürger war im Katastrophenfalle unter Strafe verpflichtet, mit Wassereimer und anderen Feuerwehrgeräten zur Sammelstelle zu eilen. Die Gemeinden mussten, wenn sie kein natürliches, fließendes Wasser besaßen, künstliche Brandweiher anlegen. Schon vor über 200 Jahren schärfte die Landesregierung den Verantwortlichen in den Gemeinden ein, dass Haupt- und Handspritzen angeschafft und gepflegt wurden. Die wehrfähige Mannschaft wurde eingeteilt, damit sie mit Eimern, Haken, Leitern und Spritzen im Ernstfall umzugehen verstanden. 1757 verlangte man, dass alle 6 Wochen geübt werden musste, und von den Pferdebesitzern erwartete man, dass sie sich mit Transportwagen zur Verfügung stellten, vor allem wenn es galt, einem Nachbarort zur Hilfe zu eilen. Wie man bei Ffr. H. Beckers Darstellung der Geschichte der Ahlbacher Feuerwehr (1962) nachlesen kann, beginnen erst im 19. Jahrhundert die Feuerwehr-Ordnungen in unserem Raum, wie wir sie uns heute vorstellen. 1826 wurde durch nassauisches Gesetz die Feuerwehr in den Gemeinden organisiert und in preuflischer Zeit nach 1866 alle Männer vom 20-35 Lebensjahr zum Einsatz verpflichtet; Befreiungen waren möglich Die freiheitliche Ideenwelt der deutschen Bürgerwelt 1848 ließ auch die freiwilligen Feuerwehren auf Vereinsbasis entstehen. Turnvereine, wie z. B. in Limburg, entwickelten aus sich heraus Feuerwehr Verbände, die dann 1848 in Weilburg,1849 in Dillenburg, 1851 in Herborn, 1867 in Limburg, 1869 in Hadamar, 1872 in Montabaur entstanden. Die Freiwilligen Verbände in den Dorfgemeinden entstanden meist um 1900.

Diese Freiwillige Feuerwehr wurde 1938 durch Reichsgesetz aufgelöst. Der NS Staat, der das Feuerlöschwesen schon 1933 der staatlichen Polizei unterstellt hatte, machte die Feuerwehr zu einer Hilfspolizeitruppe. Das Hess. Brandschutzgesetz stellte 1951 den alten Zustand wieder her. lst der Feuerschutz einer Gemeinde durch die Freiwillige Feuerwehr gewährleistet, entfällt die durch das Gesetz vorgesehene Pflichtfeuerwehr.

Die Aufgaben der Feuerwehr in Hadamar bezogen sich auch auf den Wasserschutz. Die Elb als ungebändigter Gebirgsbach hat eine sehr unterschiedliche Wasserführung. Da die Stadt sich an beiden Seiten des Baches entlang anbaute, liegen weite Teile im Bereich des Hochwassergebietes. Oft zweimal im Winterhalbjahr mußte schon die Wehr ausrücken, um das Eigentum, oft sogar das Leben der Bürger zu schützen. Meist tagelang hatten die einsatzbereiten Männer mit einer Hochwasserkatastrophe zu kämpfen, Tag und Nacht. Den größten Schaden richtete in jüngster Zeit das Hochwasser von 1909 an, wo man weder durch die Eisenbahnunterführung durch konnte noch auf normalem Wege zu dem Bahnhof gelangte. In der Gymnasiumstraße war der Verkehr nur mit Nachen aufrecht zu erhalten. Aber auch in den Jahrhunderten vorher standen die Kirchgasse und die alte Pfarrkirche immer wieder unter Wasser. Die beiden Brücken sind mehrfach durch Hochwasser zerstört worden.

Vor 1855 bestand im südlichen Teil des Amtes Hadamar seit 1760 ein Spritzenverband von 17 Gemeinden. Die Spritze stand im Spritzenhaus zu Oberzeuzheim, welches gemeinsamer Besitz war. Nur die Stadt Hadamar besaß für sich noch eine eigene Spritze; 1855 löste sich dieser Verband auf und verkaufte das gemeinsame Eigentum.

In der 1967 erschienenen Festschrift der Freiwilligen Feuerwehr in Limburg anlässlich ihres 100jährigen Bestehens heißt es: Das Jahr 1869 brachte der Limburger Feuerwehr die Einladung zur Gründung eines Feuerwehrverbandes im Regierungsbezirk Wiesbaden und ein Schreiben des Herrn Diener aus Hadamar, worin er bittet, einen Ausflug nach Hadamar zu machen und dort eine Wehr zu gründen, was am Sonntag den 26. September geschehen sollte. Da in der Hadamarer Feuerwehr Chronik das gleiche Gründungsjahr angegeben ist, gilt der 26. September 1869 als Gründungstag der hiesigen Freiwilligen Feuerwehr, und zwar in der Gaststatte Nassauer Hof. Wegen des Kriegsjahres 1870/71 und dessen Kriegsfolgen muss die Entwicklung des Vereinsschleppend vor sich gegangen sein, vor allem weil der Kommandant Huth von Hadamar wegzog, bis dann am 21.7.1877 der Polizeianwalt Adolf Mathi eine neue Wehr aufstellte mit 5 Corps: Steiger-, Rettungs-, Spritzen-, Wasserzubringer und Wachtmannschaft – etwa 60 Männer. Jeder erhielt einen Grünen Leinenkittel; im Übrigen standen ja die bisherigen Ausrüstungsgegenstände der Freiwilligen Feuerwehr zur Verfügung, vor allem die Fahne aus rotem Tuch. Nach zwei Jahren bestand der Verein aus 93 Mitgliedern, von denen 85 aktiv waren. Neben der Freiwilligen Feuerwehr gab es eine Pflichtfeuerwehr, in die einer strafweise versetzt werden konnte, wenn er seinen Verpflichtungen in der Freiwilligen Feuerwehr nicht nachkam. 17.7.1890 gab Mathi, der Bürgermeister der Stadt geworden war, sein Amt an Joseph Lemp weiter, der schon seit 1871 Mitglied war; 1906 waren noch neun Mitglieder der Feuerwehr vor 1877 im aktiven Dienst. Ein neuer Geräteschuppen mit Steigerturm beim Rathaus entstand 1886. Aber eine viel wichtigere Neuerung für die Feuerwehr war die Fertigstellung der Hadamarer Wasserleitung im Winter 1896/97. Hatte man bisher das Löschwasser den vier öffentlichen Brunnen und vor allem der Elb entnehmen müssen, konnte jetzt die Spritzenmannschaft aufgelöst und dafür ein Hydrantenwagen angeschafft werden. Zum großen Gluck der Stadt blieb sie von schweren Brandkatastrophen bis zum heutigen Tage bewahrt. Brannte es auch einmal in der Stadtmühle, auf dem Hammer oder in einem Wohnhaus, gelang es dem tapferen und schnellen Einsatz der Wehr, das Feuer zu lokalisieren und Nachbarhäuser zu schützen. Dass ein Wohnhaus gänzlich vernichtet wurde, kam, soviel mir bekannt ist, nur einmal vor; und zwar brannte am 24.9.1904 das Eckhaus Krämer-Gasse Schulgasse jetzt Drogerie Geissler gänzlich ab. Dabei erlitten auch die Nachbarhäuser Schaden.

Immer wieder wurden Jubiläen der Wehr gefeiert, aber den bisherigen Höhepunkt Bildete die Feier des 60jahrigen Jubiläums 1929 Von den Gründern lebten damals noch Josef Stahl (t 9.4.1932, 80jahrig) und David Hohenstein (t 13 7 1931, 79 Jahre alt). Die Frauen Hadamars stifteten der Wehr zu Ehr eine neue Standarte. Die Festansprache über den Werdegang der Wehr hielt in der Jubelfeier Arthur Aron, Neumarkt 29, und Pfarrer Zentgraf von Steinefrenz (geb in Hadamar) hatte den Prolog und das Festlied gedichtet. Der Höhepunkt des Sonntags bildete neben Totengedenken auf dem Friedhof, Festgottesdienst und Bezirksverbandsversammlung ein großer Festzug mit fünfzig Feuerwehren. Einen würdigen Abschluss der Festtage bildete ein Feuerwehrball abends im Hotel Stahl.

Eine Veränderung im Aufbau der Wehr trat ein nach der Vereinigung der drei Gemeinden Hadamar, Niederhadamar und Faulbach am 1.4.1939. Die drei Wehren werden nun in vier Zuge eingeteilt: Hadamar erster und zweiter Zug, Niederhadamar dritter und Faulbach vierter Zug. Seit 1938 sollen die Jungwehren aus der Hitlerjugend entstehen, die ab 1940 soweit ausgebildet waren, dass sie regelmäßig bei Feuerwehr-Übungen miteingesetzt wurden; keine Nachwuchssorgen.

Nach dem zweiten Weltkrieg nahm die freiwillige Wehrbereitschaft neuen Aufschwung, vor allem als am 28.8.1950 ein kreiseigenes neues Löschfahrzeug übergeben worden war; jetzt war auch das Schaumlöschverfahren möglich. Seit t950 wurde auch wieder einmal eine Feuerwehrkapelle ins Leben gerufen, indem die Kapelle Peter Häuser übernommen wurde. Das erste Konzert der einheitlich gekleideten, Zwölf Mann starken Kapelle fand am 7.10.1950 im Hotel Stahl statt. Zwei Jahre später stifteten Mitglieder des ehemaligen Musikvereins ihre Vereinsinstrumente und Noten der Freiwilligen Feuerwehr, die dankbar die Männer zu Ehrenmitgliedern ernannte. Schon im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts hatte es ein Musikcorps der Feuerwehr gegeben unter der Stabfuhrung des Obergerichtsvollziehers Heinrich Roll (Mainzer Landstraße).

Immer wieder wird die Hadamarer Wehr wegen ihrer Einsatzbereitschaft und Schnelligkeit gelobt und mit Prämien honoriert. Wie schnell die Wehrmänner in Hadamar auf Sirenenalarm reagieren beweisen folgende Vorfalle: Im Jahre 1955 versuchte ein Auswärtiger, in Hadamar blinden Alarm auszulösen. Die Männer waren aber so schnell an der Stelle, dass sie den Burschen noch erwischten und der Polizei übergeben konnten.

Ein andermal stehen zur Mittagszeit (1.8.1958) zufällig drei bis vier Feuerwehrmänner vor dem Rathaus zusammen. 13.20 Uhr Alarm! Gehöftbrand in Niederzeuzheim! 13.25 Uhr konnten sie dank des Tankfahrzeuges dort bereits mit Wassereinsatz helfen!

1961 wurde der „Stall von Betlehem“, wie der alte Lattenverschlag neben dem Rathaus für die Feuerwehrgeräte hieß, abgerissen und durch neue Bauten ersetzt. Im Jahre 1971 erhielt die Feuerwehr ein neues Fahrzeug. Es handelte sich um ein Löschgruppenfahrzeug LF 8 mit Vorbaupumpe. Das alte LF 8 wurde an die Niederhadamarer Wehr abgegeben, die ihrerseits den Ford FK 1000 der Hadamarer Wehr überließ.

Ergänzung aus Anlaß des 125jährigen Jubiläums:

Drei Jahre später, im Jahre 1974 wird ein lang gehegter Wunsch wahr. Nach langjährigen Verhandlungen mit Stadt und Land bekommt sie am 12.Juli eine 18m Kraftfahrdrehleiter mit Metz-Aufbau auf Mercedes-Benz Fahrgestell (heutige Bezeichnung DL 16/4) die allerdings noch nicht mit hydraulischem Antrieb ausgestattet war und deswegen erhebliche Muskelkraft erforderte, um sie einsatzbereit zu machen. Sie leistete der Wehr 20 Jahre treuen Dienst und hat sich bei vielen Einsätzen bewährt wobei sie auch ihren eigentlichen Zweck erfüllen konnte, nämlich die Rettung von Menschenleben.

Die Auflagen des Landes erforderten aber noch ein weiteres Fahrzeug für die Großgemeinde. 1975 erhielt die Wehr ihr erstes, nur mit Führerscheinklasse 2 zu fahrendes Auto: ein Tanklöschfahrzeug TLF 16/24, welches außer der feuerwehrtechnischen Beladung noch ein Wassertank mit 2400 l Löschwasser mitführt.

Die Technisierung bei der Feuerwehr hält weiter Einzug. Im November 1979 wird die Alarmierung auf Funk umgerüstet. Zuerst werden 10 Sirenen im Stadtgebiet von der AEG-Telefunken auf Funkalarmierung umgerüstet. Außerdem werden die ersten 2 Funksprechgeräte (FUG 8 b) beschafft. Die ersten zwei Fahrzeuge, die damit ausgerüstet werden sind das TLF 16 unserer und ein LF 8 der Niederhadamarer Wehr.

Um die Belästigung der Bevölkerung vor allem in der Nacht durch Sirenenalarm zu verhindern und um Schaulustige davon abzuhalten, die Arbeit der Feuerwehr zu behindern wird im Februar 1980 damit begonnen die Feuerwehrleute mit tragbaren Meldeempfängern, sogenannten ‚Piepsern‘ auszustatten. Die Verteilung der ersten Geräte wird wie folgt vorgenommen: Ein Empfänger wird im Rathaus stationiert, den zweiten erhält der Gerätewart und den dritten bekommt der Maschinist des TLF 16.

Platzmangel machte der Wehr nun zu schaffen. Das alte Gerätehaus genügte jetzt nicht mehr den Ansprüchen. Es stellte sich die Frage eines Neubaus oder einer Erweiterung. Man entschied sich für die zweite Möglichkeit und im Oktober 1984 wird mit dem Bau zweier zusätzlicher Fahrzeugboxen begonnen. Außerdem wird eine der alten Hallen zur Schlauch- und Gerätewerkstatt umgebaut.

1984 wird die Wehr mit hydraulischem Rettungsgerät für den Unfall-Einsatz ausgestattet. Die Schere und der Spreizer werden im TLF 16 einzeln in Kisten untergebracht und müssen im Einsatzfall erst mit dem Öldruck- und Stromaggregat zusammengesteckt werden.

1985 kommt es dann zum Ersteinsatz in Niederzeuzheim als ein angetrunkener Autofahrer in eine Pferdegruppe rast und in seinem PKW eingeklemmt wird. Die Kameraden müssen zusehen wie ein Tierarzt bei einer trächtigen Stute eine Notgeburt durchführt. Aber auch für das Füllen kommt jede Hilfe zu spät. Dieser erste Einsatz macht den Kameraden sofort auf extreme Weise deutlich, was es bedeutet mit solchem Gerät arbeiten zu müssen. Es ist jedesmal eine große psychische Belastung, auch wenn es heute bereits Routine für die Einsatzkräfte ist.

Am 20.September 1986 kann das neue Gerätehaus eingeweiht werden. Die Wehr hat nun zwei Fahrzeugboxen mehr und verfügt über Werkstatt und eigenen Schulungsraum.

Am 24.Febraur 1988 wird der Wehr ein Einsatzleitfahrzeug (ELW 1) offiziell übergeben. Es dient in erster Linie der Koordinierung von Großeinsätzen im Stadtgebiet und ist, wie der Name schon sagt, das Fahrzeug des Einsatzleiters und der Funker.

Im Jahre 1991 bekommt die Wehr ein neues Löschgruppenfahrzeug auf dem nun der Hilfeleistungssatz benutzerfreundlich untergebracht werden kann. Das Gerät muss nun nicht erst aufgebaut werden sondern kann sofort vom Fahrzeug vorgenommen werden, so dass im Einsatz wertvolle Zeit eingespart werden kann.

Der Verein Freiwillige Feuerwehr war und ist stets darum bemüht, durch die von ihnen organisierten Veranstaltungen, das gesellschaftliche Leben in der Stadt zu bereichern und sie dadurch für unsere Bürger und den Besucher attraktiver zu machen. Man begann 1974 mit der „Wald-Party“ auf dem Galgenberg die bis zum Jahre 1984 im Sommer durchgeführt wurde. Durch den Ausbau des Gerätehauses bot es sich an, von nun an das Feuerwehrfest nicht mehr auf dem Galgenberg sondern in der Feuerwache zu veranstalten und so wurde aus der Wald-Party das „Hof- Hallenfest“. Von 1981 bis 1986 veranstaltete man in der Stadthalle einen „Bunten Abend“ mit abendfüllendem Programm in dem Humor, Tanz und gute Laune ihren Platz hatten. Den Besuchern wurde bei freiem Eintritt außerdem eine reichhaltige Tombola angeboten.

Die größte Resonanz findet allerdings der alljährlich im Oktober stattfindende Flohmarkt, der mittlerweile Händler aus dem ganzen Nassauer Land anlockt. Die Tanzgruppe unserer Wehr bereichert mit ihren Darbietungen fast jede städtische Veranstaltung. Auch auf dem Stadtfest ist die Feuerwehr mit Getränkestand und Räuberfleisch vertreten.

Die Chronik in der Festschrift zum 100 jährigen Fest 1969 von Oberstudienrat Karl-Josef Stahl endet mit dem Wunsch unserer Feuerwehr nach einer Drehleiter. Dieser neuzeitliche Rückblick hätte nun den gleichen Abschluß, würden wir nicht schon zu diesem Zeitpunkt über unser Jubiläumsgeschenk verfügen. Eine hochmoderne, computergesteuerte Drehleiter DLK 18/12 CC von IVECO-MAGIRUS, die als erste Leiter im Bundesland Hessen auf dem neuen Fahrgestell EuroCargo 120 E 23 ausgeliefert wurde und für die Bürger unserer Stadt optimale Sicherheit gewährleistet. Technisch ausgereifter als ihre Vorgänger garantiert sie einen sekundenschnellen Korbeinsatz. Ausgestattet mit Drei-Mann-Korb erreicht sie Höhen von 24 m. Außerdem besitzt er eine Halterung für eine Rettungstrage, so dass gehunfähige Personen aus Krankenhaus und Altersheim über die Drehleiter gerettet werden können. Mit dieser Kraftfahrdrehleiter ist nun die Wehr vorerst optimal ausgerüstet.

Nur, was nutzten die besten Geräte wenn keine Mannschaft vorhanden ist die diese bedienen?

Die Freiwillige Feuerwehr Hadamar hat zur Zeit 17 aktive Mitglieder von denen alle ständig über einen tragbaren Meldeempfänger erreichbar sind, wobei 2 Melderschleifen existieren. Eine Schleife für kleinere Einsätze und eine zweite die bei größeren Schadensfällen zusätzlich ausgelöst wird. Unentgeltlich stellen sich diese Männer am Tag und in der Nacht zur Verfügung, um dem Nächsten in Not und Gefahr beizustehen. Eine Jugendfeuerwehr mit 10 Mitgliedern ist außerdem Garant für ein Fortbestehen der Freiwilligen Feuerwehr.

Die Bürger Hadamars können auch weiterhin beruhigt schlafen